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eingesetzte Kräfte
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Fahrzeugaufgebot |
Zu einem eher ungewöhnlichen Einsatz wurde die Freiwillige Feuerwehr Modautal in den Ortsteil Asbach am frühen Abend des 4. März 2021 gerufen. Im Übergangsbereich eines Bachlaufes zur unterirdischen Verrohrung war ein Biber in einem Sandfang zwischen zwei Metallgittern (Rechen) eingeschlossen. Das Tier muss aus Richtung der unterirdischen Verrohrung in diesen Bereich eingeschwommen sein und konnte nicht mehr zurückschwimmen, da sich das durchdrungene Gitter nur einseitig öffnen lässt.
Zunächst wurde der Gesundheitszustand des Bibers in Augenschein genommen, welcher unverletzt, kräftig und schwimmfähig war. Aufgrund der momentanen Paarungs- und Tragezeit wurde von einer Rettung des Tieres abgesehen, um es möglichst wenig unter Stress zu setzen. Stattdessen wurden die beiden Metallgitter teilgeöffnet und mittels Arbeitsleine gesichert, sodass der Biber in beide Richtungen eine Fluchtmöglichkeit hatte. Der gesamte Bacheinlauf wurde mit Flatterband abgesichert.
Am Tag darauf wurde das Gitter wieder in der ursprünglichen Position befestigt, da der Biber den Bacheinlauf verlassen hatte.
Hier der ausführliche Bericht von Echo Online:
ASBACH. Der erste Biber in der jüngeren Geschichte Modautals klemmte in einem Gitter fest. Passanten haben ihn am Donnerstagabend in einem Sandfang im Ortsteil Asbach entdeckt und die Feuerwehr alarmiert, um das Tier zu befreien. Nicht nur, dass die Rettungsaktion gut ausgegangen ist, ist für Bürgermeister Jörg Lautenschläger eine gute Nachricht. Sondern auch, dass damit ganz offiziell ein Biber in seine Gemarkung zurückgekehrt ist.
Seit einigen Jahren ist der Biber im Landkreis wieder auf dem Vormarsch. Sein Siegeszug begann an der Gersprenz, inzwischen erobern sich die Biber auch immer mehr Seitenarme. Das freut Tierschützer, führt im Osten des Landkreises, wo es die meisten Biber gibt, aber auch immer wieder zu Problemen, weil Biberdämme Tennisplätze überschwemmen oder – wie zuletzt in Babenhausen – gar das Trinkwasser gefährden.
Um 17.21 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Asbach alarmiert, die zum Ort des Geschehens im Asmückweg ausrückte. „Der Sandfang, das sind zwei Gitter an der Stelle, an der ein kleiner Bach, der vom Hang kommt, in Richtung des Dorfes in eine Verrohrung übergeht, diese Gitter sollen bei Überschwemmung Geröll und Astwerk aufhalten“, erklärt Stephan Lohnes, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Asbach.
Die zwölf Feuerwehrleute waren ziemlich überrascht, auch über die Größe des Tieres: etwa 75 Zentimeter lang und 20 Kilogramm schwer, schätzt Lohnes. Gemessen hat man das verängstigte Tier nicht. Der Biber habe offenbar das Gitter des Sandfangs aufgedrückt, um dort hinein zu kommen, konnte dann aber aus eigener Kraft nicht mehr zurück, weil das Gitter jetzt im Weg war.
Auch sei gerade Tragezeit, man habe nicht ausschließen können, ob es sich bei dem Biber um ein trächtiges Weibchen handelte. Biber stehen nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie unter besonderem Schutz. Die Feuerwehr entschied sich daher, einfach das Gitter zu öffnen, damit der Biber aus eigener Kraft den Weg in die Freiheit antreten konnte. „Wir haben dann noch gewartet, ob er rauskommt, aber er war wohl noch zu verängstigt“, so Lohnes. Nach eineinhalb Stunden sind die Feuerwehrleute abgerückt. Am Freitagmorgen um 6.30 Uhr war das Tier dann aber verschwunden. „Das war mal ein besonderer Einsatz, den wir so schnell nicht vergessen werden“, sagt Lohnes.
Die Nachricht, dass nun auch ein Biber an der Asbach entdeckt worden ist, freut Fritz Fornoff vom Nabu. Er beschäftigt sich intensiv mit den Bibern im Kreis und ihrem Schutz. Für ihn ein weiteres Zeichen, dass der Biber bald im gesamten Landkreis zu finden ist. „Es ist ein ganz normales Phänomen“, erklärt Fornoff: „Wenn ein Revier für die Biber-Population zu klein wird, zieht er entlang der Bäche weiter und sucht sich ein neues Revier.“ Für Fornoff ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Biber ein Flüchtling aus Groß-Bieberau ist. In Höhe des Autohauses Richtung Fischbachtal, am alten Bach, seien in der vergangenen Zeit viele Biberspuren zu finden. Dass von dort ein Biber über den Rodauer Bach in den Asbach gewandert ist, könnte Modautal seinen ersten Biber beschert haben. Fornoff schätzt, dass es etwa 30-35 Biberreviere im Kreis gibt mit gut 100 Tieren.
Die letzte offizielle Zählung stammt von 2018. „Damals hatten wir 24 Biberreviere im Landkreis und geschätzt 75 Biber“, sagt Matthias Kissling, Fachgebietsleiter für Natur- und Artenschutz des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Der östliche Teil des Landkreises ist von Bibern besiedelt, die sich nun langsam nach Westen ausbreiten. Auch Kissling geht davon aus, dass der Biber aus dem Gersprenztal nach Asbach gewandert ist.
(Von Matthias Reissmann und Janka Holitzka)